In diesem Thread sollen aktuelle Nachrichten aus der Kulturszene platziert werden, gerne auch mit Diskussion darüber. Bei Bedarf kann eine sich gut entwickelnde Diskussion in einen separaten Thread verschoben werden.

Presseschau – Aktuelles aus der Kulturszene
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RSO Wien ist ernsthaft bedroht
Am Montag (20. Februar 2023) wurde bekannt, dass der Österreichische Rundfunk das eigene Orchester einsparen möchte (hier eine der ersten Pressemeldungen dazu).
Inzwischen formierte sich Widerstand dagegen (siehe Zeitungsbericht hier), und nur zurecht: Eine Einsparung des enorm vielseitigen und gut entwickelten Radiosymphonie-Orchesters wäre aus meiner Sicht eine einzige Schande für das „Kulturland“ Österreich. Die Chefdirigenten Marin Alsop gab den Salzburger Nachrichten ein Interview, in dem sie äußerte:
In Österreich ist das RSO einzigartig. Die anderen Orchester haben nicht diesen Fokus auf zeitgenössische Musik. Außerdem ist das RSO gleichsam Teil eines ganzen künstlerischen Ökosystems, in dem die anderen Klangkörper davon profitieren, dass das RSO mit neuen Stücken vorangeht.
Vor kurzem wurde auch schon hier (Link) eine Petition für den Erhalt des RSO gestartet, die inzwischen bereits bei derzeit 43 611 Unterschriften steht. Ich habe unterschrieben und möchte alle ermutigen, es mir gleichzutun und die Petition an musikaffine Freunde/Bekannte weiterzuleiten.
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Markus Poschner ab 2025/26 Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel (zusätzlich zu seiner Tätigkeit in Linz)
Der Standard schreibt heute:
Der Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz (BOL), Markus Poschner, wird ab der Saison 2025/26 auch Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel. Seine bisherige Funktion beim Orchestra della Svizzera italiana in Lugano endet 2025, informierte das BOL am Freitag in einer Aussendung
Seine Tätigkeit in Linz führt Poschner offenbar weiter, was mich freut, weil sich das Bruckner-Orchester unter ihm sehr gut entwickelt.
(BOL = Bruckner Orchester Linz).
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Omer Meir Wellber ab 2025 Musikdirektor in Hamburg
Mehrere Informationskanäle, unter anderem das Hamburger Abendblatt, der Norddeutsche Rundfunk und der österreichische Standard melden heute, dass der derzeitige Musikdirektor der Wiener Volksoper, Omer Meir Wellber, ab 2025 in Hamburg die Nachfolge von Kent Nagano antritt. Wellber wolle sich ab 2025 auf Hamburg und Wien konzentrieren, laut der Volksoperndirektorin Lotte de Beer sind Kooperationen mit der Hamburgischen Staatsoper geplant, und in der Saison 2025/26 soll es auch eine stärkere Zusammenarbeit zwischen dem Wiener Konzerthaus und der Hamburger Elbphilharmonie geben (so jedenfalls der Standard).
Meine Meinung dazu: Ich halte es prinzipiell nicht für sinnvoll, als Musikdirektor eines Opernhauses "mit einem Hintern auf zwei Kirtagen zu tanzen"; ich glaube nicht, dass man an zwei Orten gleichzeitig dieses verantwortungsvolle Amt ausüben kann. Außerdem wurde mir schon von mehreren Leuten erzählt, dass Lotte de Beer angeblich nicht lange an der Volksoper bleiben will, also wer weiß, was bis 2025 passiert. Wellber habe ich noch nie gehört, aber ich habe über die Qualität seiner Dirigate nur Schlechtes gehört, und angeblich geht es auch auf sein Konto, dass einer der besten Volksopernsänger (Vincent Schirrmacher) seit seinem Antritt als dortiger Musikdirektor nicht mehr engagiert ist. Also mal schauen...
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In Wiesbaden gibt es Ärger um die Maifestspiele, speziell um den Auftritt von Anna Netrebko. Manchen Verantwortlichen hat sie sich zwar gegen den Krieg in der Ukraine, aber nicht dezidiert genug gegen Putin geäußert. Deshalb gibt es Widerstand vom Land Hessen und der Stadt Wiesbaden. Ich meine ja, daß man eine pragmatische Lösung dem Publikum überlassen sollte, das die Vorstellung ja boykottieren könnte. Tut es aber nicht.
Dazu der Münchner Merkur: Gerupfte Freiheit
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In Wiesbaden gibt es Ärger um die Maifestspiele, speziell um den Auftritt von Anna Netrebko.
Mir ist klar, dass das ein sehr heikles Terrain ist und sich DIE richtige Lösung wohl nicht finden lässt, aber Netrebko hat den Ukrainekrieg meiner Erinnerung nach verurteilt. Was soll sie noch machen? Die ganze Aufregung kommt mir, ehrlich gesagt, etwas überzogen vor.
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Was soll sie noch machen?
Es wird erwartet, daß sie sich klar gegen Putin stellt. Das hat sie (bisher) nicht gemacht.
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Es wird erwartet, daß sie sich klar gegen Putin stellt. Das hat sie (bisher) nicht gemacht.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Vorgänge um Netrebko nicht verfolgt habe und daher nicht wirklich mitreden kann. Ich kann mir aber vorstellen, dass es für sie grundsätzlich nicht leicht ist, Stellung zu beziehen, wenn man Angehörige in Russland hat und um sie fürchtet. Sehr schwieriges Thema.
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Sehr schwieriges Thema.
Absolut! Eben, man muß sich ja vorstellen, sie hat ihre Familie in Rußland. Wenn sie sich glasklar gegen Putin positioniert, kann sie sich in Rußland nicht mehr blicken lassen. Ich glaube, es ist jetzt schon so, daß einige geplante Auftritte mit ihr in Rußland storniert wurden.
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Es darf keinen Gesinnungsterrorismus gegen Künstler geben. Sofern ein Künstler sich nicht zweifelsfrei als direkter Propagandist des Bösen überführen lässt, sollte man ihm nicht den Auftritt verbieten. Es darf auch keine Ausgrenzung von und kein Bashing gegen alles geben, was aus Russland kommt. Gerade die Kunst ist in der Lage Mauern und Grenzen zu überwinden und den Gesprächsfaden zwischen Völkern, auch Gegnern, nicht abreißen zu lassen und die Verbindung der Menschen untereinander zu betonen, auch jenseits des Wahnwitzes ihrer Regierungen.
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Laut APA ist Alexander Pereira von seinem Posten als Chef des Maggio Musicale Fiorentino zurückgetreten. Er folgte damit einer Aufforderung des Florentiner Bürgermeisters. Gegen Pereira läuft eine Untersuchung wegen mißbräuchlicher Verwendung von Geldern, was der renommierte Kulturmanager stets zurückgewiesen hat. Der Bürgermeister hat in einer ersten Stellungnahme die Verdienste Pereiras um den MMF hervorgehoben und ein Gespräch mit ihm angekündigt.
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Wie schön, die Bayerische Staatsoper grüßt die Ukraine zum Jahrestag des russischen Überfalls:
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Laut APA ist Alexander Pereira von seinem Posten als Chef des Maggio Musicale Fiorentino zurückgetreten.
Ich ergänze drei Links, damit man bei Bedarf „weiterlesen“ kann:
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Die Kartenbestellungen für die Salzburger Festspiele 2023 sind um 15 Prozent höher als die des Vorjahres.
Laut einer Zeitungsmeldung befindet sich der Kartenverkauf bereits auf „Vor-Pandemie-Niveau und darüber“.
Alles schön und gut, aber die Vergabe billiger Karten ist dort wohl noch immer gewissermaßen rätselhaft. Und ich persönlich bin sauer, dass von Martinůs „Griechischer Passion“ (die einzige Opernproduktion, die mich kommenden Sommer dort interessieren würde) kein Nachmittagstermin angeboten wird, den finanziellen und zeitlichen Aufwand würde ich beim Vorhandensein eines Nachmittagstermins sogar in Kauf nehmen. Aber übernachten möchte ich nicht, also verzichte ich auf einen Besuch. Der Ausflug zu den „Bassariden“ Henzes im Sommer 2018 an einem 15:00-Termin hat sich jedenfalls gelohnt.
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Omer Meir Wellber ab 2025 Musikdirektor in Hamburg
Es gibt eine Fortsetzung: Mitarbeiter und Musiker der Volksoper äußern in einem anonymen Brief, der einer Zeitung vorliegt und an die Volksoperndirektorin und an Kulturpolitiker geht, „mit kompletter Fassungslosigkeit“ über die Bestellung zum Hamburger Musikdirektor, weil Wellber auch jetzt „kaum“ die ihm zugedachten Aufgaben erledige.
Hier nähere Informationen. Zitat daraus: „Man möge vielmehr versuchen, Wellber ab 2025 aus seinem Wiener Vertrag zu entlassen, heißt es in dem Schreiben, zu dem sich die Verantwortlichen der Volksoper nicht äußern wollten.“
(Nachtrag am 2. März gegen 12:50: Der verlinkte Artikel wurde in der Zwischenzeit verändert/aktualisiert.)
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Gespräch mit dem Regisseur Barrie Kosky:
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Die Bayerische Staatsoper hat ihren Chordirektor Stellario Fagone fristlos entlassen:
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Über Sinn, Torheit und Tierquälerei von Tieren auf der Bühne:
https://www.tagesspiegel.de/ku…m-klangsturm-8811523.html
Im Anschluss an diesen Beitrag entwickelte sich eine Diskussion über dieses Thema, weswegen ich die entsprechenden neun Beiträge in diesen neu geschaffenen Thread kopiert habe.
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