Marek Janowski

  • Marek Janowski ist ein besonderer und sehr selbstbewusster Dirigent unserer Zeit. Er ist ein kompromissloser Künstler mit sehr profilierten Ansichten, etwa bezüglich des Regietheaters. Seine Denkweise, seine dirigentische Klugheit und seine umfangreiche Erfahrung werden in diesem Interview von Oktober 2021 sehr deutlich:

    https://www.youtube.com/watch?v=iWZLpUqf4Es

    Ab ca. 6,35: seine Auffassung zur Willkür der Regisseure


    Hier hört man - aufgezeichnet im September 2021 - in den ersten 30 Minuten etwas über seine musikalische Früherziehung und Entwicklung zum Dirigenten:
    https://www.youtube.com/watch?v=iQM1xEoxm34

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    Umfasste das griechische Kunstwerk den Geist einer schönen Nation, so soll das Kunstwerk der Zukunft den Geist der freien Menschheit über alle Schranken der Nationalitäten hinaus umfassen; das nationale Wesen in ihm darf nur ein Schmuck, ein Reiz individueller Mannigfaltigkeit, nicht eine hemmende Schranke sein.
    (R. Wagner, Kunst und Revolution,1849)

  • Bei Marek Janowski handelt es sich um einen fraglos eminent klugen Kopf. Seitdem ich ihn schon weit vor 2021 in einem Radiointerview erlebt habe, bewundere ich seine klare Positionierung gegenüber dem groben Unfug, den viele Regisseure an unseren Opernbühnen anrichten. Leider gibt es unter den bekannten Dirigenten viel zu viele, die jedweden Inszenierungsmist ohne wirklichen Widerstand mitmachen.


    Als Musiker überzeugt mich Janowski allerdings nicht ganz so wie als Denker. Gewiss verfügt er über hervorragende handwerkliche Fähigkeiten, aber mir fehlt bei seinen mir bekannten Aufnahmen oft die entscheidende Funkenübertragung, die zum Beispiel einem Günter Wand trotz seines unspektakulären Auftretens immer wieder gelungen ist.


    Dennoch verbeuge ich mich gerne vor Janowskis mit intellektueller Schärfe begründeter Grundhaltung in diversen künstlerischen Fragen! Summa summarum stellt er für mich eine ebenso wichtige wie tröstliche Erscheinung unter den Maestros der Gegenwart dar.

  • Gewiss verfügt er über hervorragende handwerkliche Fähigkeiten, aber mir fehlt bei seinen mir bekannten Aufnahmen oft die entscheidende Funkenübertragung,

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe ihn oft in Konzerten gehört, sogar schon unter ihm musiziert. Er wirkt oft recht unterkühlt, was sich auch auf seine musikalische Leitung und die entsprechenden Resultate auswirkt. Die präzisen und klaren Vorstellungen, die er hat, münzen sich nicht immer in musikalischen Ausdruck um.

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    Umfasste das griechische Kunstwerk den Geist einer schönen Nation, so soll das Kunstwerk der Zukunft den Geist der freien Menschheit über alle Schranken der Nationalitäten hinaus umfassen; das nationale Wesen in ihm darf nur ein Schmuck, ein Reiz individueller Mannigfaltigkeit, nicht eine hemmende Schranke sein.
    (R. Wagner, Kunst und Revolution,1849)

  • Leider gibt es unter den bekannten Dirigenten viel zu viele, die jedweden Inszenierungsmist ohne wirklichen Widerstand mitmachen.

    :thumbup: Eigentlich fast alle. Eine rühmliche Ausnahme ist da Riccardo Muti. Aber der kann es sich auch leisten.

    Ich frage mich oft, wie das, was da manchmal auf der Bühne passiert, so hochmusikalische Menschen nicht nur ertragen, sonder sogar noch durch ihr Dirigat unterstützen.

    "Es gibt kein richtiges Leben im falschen." (Theodor W. Adorno)

  • Ich frage mich oft, wie das, was da manchmal auf der Bühne passiert, so hochmusikalische Menschen nicht nur ertragen, sonder sogar noch durch ihr Dirigat unterstützen.

    Ich finde: Ein Dirigent ist für das Dirigieren verantwortlich und ein Regisseur für das Inszenieren. Wenn diese beiden ihre jeweiligen Aufgaben erfüllen, dann unterstützen sie ja keineswegs die Arbeit des anderen. Wer den Dirigenten mitverantwortlich macht an dem Scheitern der Inszenierung, müsste ja konsequenterweise auch den Regisseur mitverantwortlich machen für das Misslingen eines Dirigats.

  • Ich finde: Ein Dirigent ist für das Dirigieren verantwortlich und ein Regisseur für das Inszenieren. Wenn diese beiden ihre jeweiligen Aufgaben erfüllen, dann unterstützen sie ja keineswegs die Arbeit des anderen. Wer den Dirigenten mitverantwortlich macht an dem Scheitern der Inszenierung, müsste ja konsequenterweise auch den Regisseur mitverantwortlich machen für das Misslingen eines Dirigats.

    Ein regelrechtes Misslingen des Dirigats bei Opernaufführungen dürfte vergleichsweise selten vorkommen.


    Und davon abgesehen sollte jeder Künstler, der maßgeblich an der Produktion einer Oper beteiligt ist, ein Interesse daran haben, dass insgesamt etwas Vernünftiges herauskommt. Sprich: Von einem guten Regisseur würde ich erwarten, dass er die Zusammenarbeit mit einem Dirigenten ablehnt, wenn letzterer das, was in der Partitur steht, permanent grob entstellt und karikiert.

  • auch den Regisseur mitverantwortlich machen für das Misslingen eines Dirigats.

    Immerhin kann Regie auch das Gelingen eines Dirigats verhindern, wenn er so inszeniert, dass musikalisches Gelingen erschwert wird, etwa wenn die Sänger keinen ausreichenden Kontakt zum Dirigenten haben, wenn räumlich - akustische Faktoren nicht berücksichtigt oder ignoriert werden etc.

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    Umfasste das griechische Kunstwerk den Geist einer schönen Nation, so soll das Kunstwerk der Zukunft den Geist der freien Menschheit über alle Schranken der Nationalitäten hinaus umfassen; das nationale Wesen in ihm darf nur ein Schmuck, ein Reiz individueller Mannigfaltigkeit, nicht eine hemmende Schranke sein.
    (R. Wagner, Kunst und Revolution,1849)

  • Wer den Dirigenten mitverantwortlich macht an dem Scheitern der Inszenierung, müsste ja konsequenterweise auch den Regisseur mitverantwortlich machen für das Misslingen eines Dirigats.

    Das ist eine Schlußfolgerung, die zwar auf den ersten Blick konsequent erscheinen mag, aber: wie heißt es so schön? Nicht alles, was hinkt ist ein Vergleich ;) In dem Fall würde man Äpfel mit Birnen vergleichen.

    Es ist doch immer wieder zu erleben, daß man ein Werk, so wie es auf die Bühne gestellt wird, nicht wiedererkennen würde, wenn da die Musik nicht wäre. Dann werden auch noch die Übertitel so verändert, daß es paßt. Wie in München gehabt beim "Don Giovanni" ("Il servo son io di Don Giovanni" = "Ich bin der Mitarbeiter von Don Giovanni") Auf so etwas reagiere ich besonders allergisch.

    Ich habe es aber noch nicht erlebt, daß die Musik verändert wird. Es kommt zwar bisweilen vor, daß etwas hinzugefügt wird, - wie in München geschehen - ein Streichquartett zu "Fidelio", aber das war immerhin von Beethoven.

    Oder bei der "Sizilianischen Vesper" ein Techno-Totentanz. Aber die Original-Partitur bleibt unangetastet.

    Was man von den Inhalten in so mancher Inszenierung nicht sagen kann, s. :

    Regietheater = Umdeutung.

    Der Begriff gefällt mir übrigens gut.

    Und: so falsch kann ein Orchester gar nicht spielen, wie bisweilen Inhalte auf der Bühne dargestellt werden.

    Immerhin kann Regie auch das Gelingen eines Dirigats verhindern, wenn er so inszeniert, dass musikalisches Gelingen erschwert wird, etwa wenn die Sänger keinen ausreichenden Kontakt zum Dirigenten haben, wenn räumlich - akustische Faktoren nicht berücksichtigt oder ignoriert werden etc.

    Richtig! Habe ich selber schon oft genug erlebt.

    "Es gibt kein richtiges Leben im falschen." (Theodor W. Adorno)

  • Gerade live: https://www.swr.de/swr2/musik-…ester-17-11-2023-100.html


    Aus der Liederhalle Stuttgart mit dem SWR Symphonieorchester:


    Anton Bruckner

    Sinfonie Nr. 3 d-Moll (Fassung 1889)

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    Umfasste das griechische Kunstwerk den Geist einer schönen Nation, so soll das Kunstwerk der Zukunft den Geist der freien Menschheit über alle Schranken der Nationalitäten hinaus umfassen; das nationale Wesen in ihm darf nur ein Schmuck, ein Reiz individueller Mannigfaltigkeit, nicht eine hemmende Schranke sein.
    (R. Wagner, Kunst und Revolution,1849)

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