Keine Frage - Dvoráks Neunte gehört zu den beliebtesten Orchesterwerken überhaupt und ist vielerorts schon ausführlich besprochen worden. Ich möchte das nicht alles wiederkäuen, sondern denke, man kann hier weiterführen und ergänzen, zumal es ja immer wieder neue Interpretationen gibt (unter denen der letzten Zeit spricht mich diejenige von Andris Nelsons besonders an).
Da ich mir heute eine Dvorák-Siesta mit Kubelík - einem meiner Favoriten - gegönnt habe, sollen einige Worte der Aufnahme gelten, die Rafael Kubelík 1956 mit den Wiener Philharmonikern (schon in Stereo) realisiert hat. Er hat diese Symphonie ja mehrfach auf Platte hinterlassen, die bekannteste Edition ist die später entstandene Deutsche-Grammophon-Ausgabe mit den Berliner Philharmonikern, während die Wiener Aufnahme meist nur am Rand wahrgenommen wird.
Sie ist auch in der Sammelbox "Rafael Kubelík - The Complete DECCA Recordings, 2021" enthalten.
Nach meinem subjektiven Eindruck ist das nicht die beste aller Neunten, aber eine sehr gute, ausgezeichnet durch eine raffinierte Steigerung im dritten und vierten Satz, ohne daß zu sehr aufgetrumpft wird. Beeindruckend finde ich vor allem die Streicher, während die Bläser erst allmählich zu ähnlicher Form auflaufen. Spannend wäre natürlich ein Vergleich mit Kubelíks anderen Einspielungen dieses Werks, aber unter meinen 12 "Neuen Welten" ist das die einzige von ihm.
Übrigens bin ich immer wieder angetan von der Doppeldeutigkeit des Titels. Die "Neue Welt" bezieht sich ja nicht nur auf Amerika, sondern auch auf ein Stadtviertel von Prag - und die Neunte ist im Kern in erzböhmisches Werk.